Ziele
Humuvation ist ein durch die Europäische Innovationspartnerschaft (EIP) gefördertes Projekt, welches von einer breiten Gruppe aus Landwirt:innen, Wissenschaftler:innen und Berater:innen getragen wird. Im Rahmen des im Herbst 2019 begonnenen Projekts werden über drei Jahre auf mehreren Betrieben Praxisversuche und parallel auf einem Betrieb ein Exaktversuch durchgeführt. Anhand einer Fruchtfolge mit den Kulturen Weizen, Mais und Ackerbohnen soll die Wirkung unterschiedlicher Zwischenfruchtmischungen und Anbauverfahren in Bezug auf Humusaufbau, CO2-Sequestrierung und Ertrag untersucht werden. Das Projekt ist vollständig auf die Anwendung in der Praxis ausgelegt, weswegen die Methoden außer im Exaktversuch auch in Praxisversuchen auf vier Biobetrieben untersucht werden. Ziel ist es, hessischen (Bio-)Landwirt:innen durch die Erstellung eines Praxisleitfadens konkrete Hilfestellungen in der Anwendung dieser Methoden geben zu können.
Forschungsansatz
Kern des neuen Anbausystem ist der Verzicht auf tiefe mechanische Bodenbearbeitung in Verbindung mit dem Anbau tiefwurzelnder Zwischenfrüchte, welche nach der Ernte der Hauptkulturen (Weizen, Ackerbohne, Mais) angebaut werden. Diese sind so konzipiert, dass sie den Boden auch in tiefen Schichten durchwurzeln, Nährstoffe im Boden vor Auswaschung schützen, Humus durch CO2-Sequestrierung aufbauen und eine bunte Blühmischung für Insekten darstellen. Anschließend wird der Boden nicht intensiv bearbeitet (gepflügt oder tief gegrubbert), sondern entweder nur flach gefräst oder im Direktsaatverfahren bearbeitet. So verbleibt die Zwischenfrucht als Schutz vor Verdunstung, zu hohen Bodentemperaturen, Unkräutern sowie als Nahrung für das Bodenleben an der Bodenoberfläche. Die neue Hauptkultur wird direkt in die gefräste oder mit der Messerwalze abgetötete Zwischenfrucht gesät. Besondere Stärke dieses Anbausystems ist der systemische Ansatz, welcher sich aus dem Zusammenspiel ausgewählter mechanischer und biologischer Maßnahmen ergibt und auch nur in der Kombination seine volle Wirkung entfalten kann.
Dieses innovative Anbausystem wird auf Praxisforschungsbetrieben sowie in einem Exaktversuch mit dem konventionellen Anbausystem (keine Zwischenfruchtmischungen, intensive Bodenbearbeitung) verglichen. Gegenstand des Vergleichs sind der Einfluss der unterschiedlichen Verfahren auf unser Klima (durch Ermittlung des Humusgehalts im Boden und der THG-Emissionen) sowie auf die Ertragsstabilität der landwirtschaftlichen Produkte (Weizen, Ackerbohne, Mais).
Exaktversuch
Exaktversuch
Im Exaktversuch werden drei verschiedene Bearbeitungsverfahren (Fräse, Direktsaat, Pflug [=Referenz]) mit jeweils drei unterschiedlichen Hauptkulturen (Ackerbohne, Mais, Winterweizen) nach einer auf das Bearbeitungsverfahren angepassten Zwischenfrucht angebaut, was insgesamt neun verschiedene Kombinationen ergibt. Die Versuchsanlage erfolgt randomisiert mit vier Wiederholungen pro Variante, dadurch entstehen insgesamt 36 Versuchsparzellen. Die Fruchtfolge der Hauptkulturen ist über die drei Jahre des Versuchs festgelegt. Zu Beginn steht die Ackerbohne, gefolgt von Mais und Winterweizen. Die Zwischenfruchtmischungen werden entsprechend den Erfordernissen der Fruchtfolge ausgewählt.
Geprüft werden soll der Einfluss der unterschiedlichen Varianten in den Bereichen Klimaschutz und Klimaanpassung (Humusfraktionen, Wasserinfiltration, Bodenfeuchte, Eindringwiderstand) sowie der agronomischen Kenngrößen (N-Auswaschungspotential, Makro– und Mikronährstoffe). Die Auswertung der Betriebswirtschaftlichkeit der jeweiligen Varianten erfolgt im Praxisversuch.
Praxisversuch
Praxisversuch
Der Praxisversuch umfasst nicht-randomisierte Streifenversuche auf den vier ökologisch wirtschaftenden Praxisforschungsbetrieben. Die Varianten (Bearbeitungsverfahren/Hauptkulturen) und Fruchtfolgen entsprechen dabei denen des Exaktversuchs, wobei jede Variante nur einmal – also ohne Wiederholungen – angelegt wird. Im Rahmen der Praxisversuche soll auch die Betriebswirtschaftlichkeit der unterschiedlichen Varianten geprüft werden. Dafür werden die Deckungsbeiträge der jeweiligen Variante kalkuliert.
Maschinen
Maschinen
Direkt- und Mulchsaaten sind mit den gängigen Drillmaschinen häufig nicht gut umsetzbar, insbesondere Schleppschartechnik würde aufgrund des hohen Biomassegehaltes im Oberboden sofort verstopfen. Deshalb wird in den Versuchen folgende Agrartechnik eingesetzt und ob ihrer Tauglichkeit erprobt.
Direktsaatmaschine
Horsch Avatar
Die pneumatische Direcktsaatmaschine ermöglicht eine gezielte Aussat direkt in die abgewaltzen Zwischenfrüchte.
Geohobel,
Firma Rath, Österreich
Der Geohobel von der Firma Rath wird zum Abschlagen der Zwischenfrüchte verwendet. Eine gleichzeitige Aussaat ist möglich. Die Maschine arbeitet oberflächennah und ist dadurch besonders humusschonend.
Celli Fräse
Die Celli Fräse ermöglicht eine flache Einarbeitung der Zwischenfrüchte.
Yeomans Plow
Mit dem Yeomans Plow kann eine bodenschonende Tiefenlockerung durchgeführt werden.
DasTiefenlockerunggerät wird von L. Kohl selbst gebaut und ist gegenwärtig noch nicht fertig gestellt.